Rebjahr 2018
Januar
Im Gegensatz zum vorangegangenen Januar erinnerte der Januar 2018 im Unterland eher an einen verspäteten November. Die Temperaturen waren deutlich zu hoch und statt Schnee wie in den Bergen gab es im Rebberg häufig und langanhaltend Wasser. Es war der mildeste Januar seit Messbeginn 1864! Herbstartige Stürme mit kräftigen Böen, z.B. Burglind und Friederike, gingen teilweise heftig auf die winterstarren Triebe in den Drähten los, aber Schäden waren keine zu verzeichnen. Ein richtiger Kirschessigfliegen-Januar also.
Februar
Trüb und sonnenarm begann der Februar. Das gab uns am Samstag, 10. Februar die Möglichkeit mit dem Schneiden zu beginnen. Erstmals liessen wir die Triebe länger als üblich und banden sie auch nicht gleich an die Drähte. Damit wird einem Spätfrost vorgebeugt. Am Mittag war rund ein Drittel des Rebberges geschnitten. Mit dem Rest musste nun aber aus Witterungsgründen zugewartet werden. Für die zweite Februarhälfte war eine sibirische Kältewelle angesagt. So richtig schlug sie in der letzten Woche zu. Die Nachttemperaturen lagen um -10° und auch tagsüber konnte die 0° Grenze nicht überschritten werden. Zum Schneiden war es definitiv zu kalt aber Bauern und Winzer freuten sich über diesen Februarabschluss, ganz im Gegensatz zu den Kirschessigfliegen.
März
Auf das erste Märzwochenende waren Frühlingstemperaturen angesagt und deshalb ging am Samstag, 3. März, der Rebbergschnitt weiter. Und tatsächlich waren am Schluss alle Stöcke sauber geschnitten, der Anblick war eine Freude, nur das Holz am Boden zeugte von der grossen Arbeit.
April
«Der April 2018 wird ein Monat für die Geschichtsbücher» liess die NZZ am Ende verlauten. Und tatsächlich, der April wurde zum vorgezogenen Frühling: schön, warm und aussergewöhnlich trocken. Es war der zweitwärmste April seit Messbeginn 1864. Und das machte sich natürlich auch im Rebberg bemerkbar. Die Frostruten wurden aus Sicherheitsgründen trotzdem bis zum Ende lang gehalten. Aber die Vegetation machte vorwärts. Innert Monatsfrist wurde aus dem Rückstand ein veritabler Vorsprung.
Mai
Der Mai wurde etwas unbeständiger und brachte etwas vom lang ersehnten Regen, ideal für unsere Rebstöcke. Bis Mitte Mai waren alle Triebe an die Drähte gebunden und die Frosttriebe gekürzt. Und die Blätter erhielten bereits den ersten Schutz gegen den falschen Mehltau. Gegen Ende Mai stiegen die Temperaturen, aber die Niederschläge hielten nicht mit. Grundsätzlich aber war der diesjährige Mai warm aber eher trocken, für die Reben aber sehr wüchsig.
Juni
Der Juni war erneut 3° zu warm und ausserdem ging die Trockenheit weiter. Bei der Weinabgabe am 9. Juni präsentierte sich der Rebberg schön eingeschlauft und das Wachstum ging munter weiter. Nun hiess es, die zügig wachsenden Rebtriebe weiterhin zu bändigen, was sehr gut gelang. Einzelne Gewitter taten ganz gut und ein gewaltiger Hagelschlag ging im Lägernumfeld ganz in der Nähe nieder – wieder einmal blieben wir verschont. Mit dem Auslauben wurde am 30. Juni begonnen.
Juli
Der Juli fuhr ausserordentlich wüchsig fort. Hohe Temperaturen wechselten ab mit Regengüssen, die dringend nötig waren. Am 5. Juli waren die Rebzonen fertig ausgelaubt, was ganz schön aufwändig war und zwei grosse Haufen ergab. Mitte Juli, also sehr früh, waren schon die ersten Anzeichen des Farbumschlages zu erkennen. Nun setzte der Hitzesommer so richtig nach. Dringend nötige Regenfälle blieben aus und die Temperaturen stiegen oft über die 30° Marke. Den Reben schien der Sommer immer noch zu gefallen.
August
Hitze und Trockenheit wollten kein Ende mehr nehmen, 2003 lässt grüssen und hoffen. Die Beeren setzten kräftig Farbe zu, während der Boden graslos und völlig ausgetrocknet war. Am 9. August wurde zum letzten Mal gespritzt und in der Nacht zum 10. August kam so etwas wie eine Kaltfront, was kurz für kühlere Nächte sorgte. Bereits am Samstagmorgen, 11. August, wurden die Trauben eingenetzt. Damit konnte dem angesagten Wespenjahr sowie den Vögeln begegnet werden. Dass Kirschessigfliegen nach dieser Hitze auftauchen werden, scheint eher unwahrscheinlich. Die Gefahr droht nun vor allem von oben: Hagel. Bis jetzt darf aber von einem ertragreichen Rebjahr mit 2 Wümmet ausgegangen werden. Noch ist es aber nicht so weit.
September
Der erhoffte goldene September traf ein. Weiterhin Sonne und kein Regen liessen den Zuckergehalt ansteigen. Es waren zwei Wümmet vorgesehen: Einer für den Rosé (2/3) und dann ein zweiter mit höherer Oechslezahl für einen guten Rotwein (1/3). Bereits am 13. September, mitten in der Woche, wurden 1932 kg bestes Traubengut mit 90 Oechsle gelesen. Ein wunderbarer Wümmet. Leider vermieste das Auftreten der Kirschessigfliege unser Pokerspiel. Bereits am Samstag, 22. September, musste deshalb der Rest zum Kelterer Peter Baur nach Rafz. 1100 kg mit immerhin rekordverdächtigen 96 Oechslegraden. Insgesamt ein Rekordergebnis und rundum zufriedene Gesichter. Die Rebsaison ist sehr früh fertig, nun geht’s im Keller weiter.
Rebjahr 2018 in Bildern
Rückblick aufs Treberfest 2018
Das 17. Treberfest vom 3. Februar wurde im Rahmen des Stadtjubiläums durchgeführt. Es begann deshalb bei den Familiengärten Hauächer mit einem Gratisapéro, um auf das 50. Jubiläum anzustossen. Nachher wurden im Festzelt aber wie gewohnt Treberwürste mit Gemüse aufgetischt. Dazu natürlich auch mindestens ein Glas Opfiker getrunken und gemütlich geplaudert. Der Besuch war über die ganze Zeit hinweg gross und zwang Köche, Küchen- und Servierpersonal zu absoluten Höchstleistungen. Zur guten Stimmung trug auch Maja Perego mit ihrem Schwyzerörgeli bei. Ein grosses Bravo an alle über 70 Helferinnen und Helfer!
Das Treberfest 2018 ist rundum gelungen, brachte uns zahlreiche Komplimente ein und zählt zu den ganz erfolgreichen.
Treberfest 2018 und das Stadtjubiläum
Das 17. Treberfest steht vor der Türe
Was hat das Treberfest mit dem Stadtjubiläum zu tun?
Am Samstag, 3. Februar 2018, führen die Rebberg Genossenschaft Opfikon und die Köche der Glattchuchi das 17. Treberfest als Teil der Jubiläumsjahres unserer Stadt durch. Auch dieses Jahr wird es bei den Familiengärten Hauächer an der Klotenerstrasse durchgeführt. Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Stadtjubiläum und dem Treberfest?
Ein Rebberg zum 25jährigen Stadtjubiläum
Zum 25jährigen Stadtjubiläum findet sich im Budget 1993 der Stadt Opfikon unter «Anpflanzung/Bewirtschaftung Rebberg» ein Betrag von Fr. 30`000.-. Die Stadt Opfikon wollte sich zum 25. Stadtjubiläum einen Rebberg am Haldenhang schenken. Dieser sollte auf vergangene Zeiten hinweisen, als in Opfikon der Weinbau zum bäurischen Alltag gehörte.
Nun waren in den 90er Jahren die öffentlichen Haushalte aber nicht eben auf Rosen gebettet. Deshalb kam der nachfolgende Satz im Gemeinderatsprotokoll vom 14. Dezember 1992 alles andere als überraschend: «Der Antrag der RPK, auf die Anpflanzung und Bewirtschaftung eines Rebbergs zu verzichten, wird mit grossem Mehr gutgeheissen.» Ende des Rebbergs. Oder etwa doch nicht?
Alt Stadtrat Hans Leemann liess sich nicht so rasch beirren: «Das schaffen wir auch auf privater Basis!» Er sah eine Realisierung auf genossenschaftlicher Ebene. Im Stadt-Anzeiger vom 2. September 1993 suchte er in einem grossen Inserat Interessierte für «die in Gründung begriffene Genossenschaft Rebberg Halden».
Zwei Monate später lagen bereits 19 schriftliche Zusagen vor. Diese Interessenten hatten vereinbart, noch je mindestens zwei Mitglieder zu werben. Jetzt kam richtig Bewegung in die Rebberg-Idee. Und so konnte am 1. Februar 1994 im Turnerhaus an der Zunstrasse die Rebberg-Genossenschaft Opfikon (RGO) gegründet. Bereits am folgenden 11. Juni fand dann die Rebsetzung statt.
So kam die Stadt Opfikon doch noch zu einem Jubiläumsgeschenk. Und weil die RGO zusammen mit der Glattchuchi bald darauf das erste Treberfest organisierte, darf man mit gutem Recht feststellen: Ohne Stadtjubiläum keine RGO und ohne RGO und Glattchuchi kein Treberfest. Kurz: Das Stadtjubiläum und das Treberfest bedingen sich gegenseitig! Haben Sie das gewusst?
Wir freuen uns auf Ihr Erscheinen
Köche der Glattchuchi Opfikon
Rebberg-Genossenschaft Opfikon (RGO)
Treberfest 2018
Rebjahr 2017
Januar
Der Januar war so kalt wie schon lange nicht mehr. Teilweise stieg das Thermometer auch tagsüber nicht über 0°. Dazu kam noch etwas Schnee, so dass das Schneiden auf später verlegt wurde. Mit Sicherheit war es auch den Kirschessigfliegen zu kalt.
Februar
Gegen Mitte Februar war der Schnee weg und die Temperaturen waren höher. Deshalb begann man am 11. Februar mit dem Schneiden. 14 Tage später war man damit fertig. Der Februar blieb weiterhin mild, so mild, stellte man später fest, wie eigentlich ein März sein müsste.
März
Die zu hohen Temperaturen gingen weiter: «Apriltemperaturen» nannte man sie. Bis Mitte März waren den auch alle Triebe gebunden und der Rebberg für das kommende Rebjahr bereit.
April
Mit deutlich zu hohen Temperaturen ging es weiter und die Reben machten fleissig mit. Bis zu 14 Tage war der Vegetationsvorsprung Mitte April. Aber der April macht immer noch, was er will. Diese Wechselhaftigkeit zeigte sich so richtig Mitte der 16. Woche: Am Mittwoch, 19. April, war die erste Frostnacht angesagt. Es gab kaum mehr eine Möglichkeit, dagegen anzukämpfen. Alle Frostkerzen waren schon lange ausverkauft. Der Frost traf mit -3° prompt ein und setzte den Trieben ein erstes Mal zu. Die Donnerstagnacht sollte noch etwas kälter werden. Kaum mehr Wind und wolkenfreier Himmel liessen nichts Gutes erwarten. Zittern und Bangen waren angesagt. Es wurde zwar sehr kalt, aber nicht wesentlich schlimmer als die vorherige Nacht. Am Freitagnachmittag, 21. April, war der Rebbergbesuch zwar immer noch belastend, aber trotzdem weniger schlimm als erwartet. Ob aber mit gegen 50% Ausfall gerechnet werden muss, wird der weitere Witterungsverlauf zeigen. Nun rechnete man allenthalben mit dem definitiven Frühlingseinbruch. Aber schon in der folgenden Woche kam die nächste Kaltfront aus Westen. Höhepunkt war die Nacht vom 27. auf den 28. April. Schneefall in der Ostschweiz bis 50cm, aber im Rebberg wenigstens keine weiteren Minustemperaturen. Nun sollte es aber Schluss sein mit dem Winter 16/17.
Mai
Am 2. Mai kamen zwei Versicherungsleute um den Schaden abzuschätzen. Im Moment sind es 80%. Ein zweiter Besuch erfolgt nach dem Blühet und ein dritter kurz vor dem Wümmet. Dann erst wird sich der Schaden endgültig bemessen lassen. Er dürfte voraussichtlich einiges tiefer liegen. Der weitere Wetterverlauf sah zunehmend besser aus. Gegen Ende des Monats gab es sommerliche Temperaturen um die 30°, ganz gut für die Erholung unserer Reben. Auch wenn bei genauem Hinsehen die Schäden nicht zu verleugnen waren, war Ende Mai saftiges Grün die dominierende Farbe.
Juni
So kam es, dass am 1. Juni um 0730 Uhr Ordnung in das Rebgrün gebracht wurde: Ausbrechen und Einschlaufen war angesagt. Man sah deutlich, dass sich die Reben mit allen Kräften gewehrt haben. Neue Triebe mussten bis zum Boden entfernt werden und einige berührten fast die obersten Drähte. Nach dem 2. Einsatz am 2. Juni durfte sich der Rebberg sehen lassen. Rechtzeitig zum Risottoessen mit Weinabgabe am 3. Juni war alles bereit.
Juli/August
Der ausnehmend heisse Sommer mit vielen Gewittern gab dem Wachstum so richtig Schub. Das hiess immer wieder auslauben, einschlaufen, abschneiden. Die Trauben entwickelten sich hervorragend. Anfang August war einmal mehr der Farbumschlag eindrücklich und schon bald musste eingenetzt werden. Es galt, allen Gefahren zu begegnen: Vögeln, Bienen, Kirschessigfliegen und allenfalls auch Hagelkörnern, die einmal ganz kurz den Rebberg besuchten ohne grossen Schaden anzurichten. Jetzt wartete man gespannt auf einen goldenen Herbst.
September
Was nach problematischem Start für ein grossartiges Rebjahr noch nötig gewesen wäre, trat nicht ein. Der September war launisch, feucht und frisch. Aber die Trauben hielten sich hinter den Netzen einwandfrei. Als Rebmeister Werner Brunner auch das Reifen der Kerne festgestellt hatte und die Oechslezahl über 80 stand, legte er den Samstag, 23. September, als Wümmettag fest. Er verzichtete aus Sicherheitsüberlegungen auf eine zweite Lese. Kurzes Zittern kam auf, als er zum Wochenbeginn an einzelnen Stellen Fliegen feststellte. Eine Vorverschiebung war kaum mehr möglich und so kam der ersehnte Samstag: 34 Personen waren mit Schere und Kübel bewaffnet um 0900 in der Rebhalden zum Wümmet 17 bereit. Es wurde einmal mehr ein guter Tag mit vielen aufgestellten Gesichtern. Und das Resultat durfte sich sehen lassen: 2025 kg Trauben mit einem Oechslegehalt von 87°. Wer hätte das nach den beiden Frostnächten zu denken gewagt! Die Natur und die hervorragende Arbeit im Rebberg haben das Unmögliche wieder möglich gemacht. Allen Beteiligten einen ganz grossen Dank! Zum Schluss wurden am 28. August die Netze wieder eingerollt und ins Weinlager zum Überwintern gebracht. Das Rebjahr im Freien ist somit beendet, es beginnt nun die Arbeit im Keller bei Peter Baur.